Die Ausrichtung der Unternehmenstätigkeit an den geltenden und künftigen Vorschriften wird bald jedes einzelne dieser Unternehmen betreffen. Die Einhaltung der EU-Empfehlungen ist auch ein Weg, um das Image eines Unternehmens als sozial verantwortlich zu gestalten, und nicht nur ein Weg, um unerfreuliche finanzielle Konsequenzen zu vermeiden. Wir möchten Ihnen Beispiele vorstellen, wie IT-Lösungen Unternehmen dabei helfen können, die Standards einzuhalten.
Worum handelt es sich beim Kohlenstoff-Fußabdruck?
Der Fußabdruck ist definiert als die Gesamtsumme der Treibhausgasemissionen, die von einer bestimmten Person, Organisation, Veranstaltung oder einem Produktlebenszyklus hervorgerufen werden. Emissionen von Gasen wie Kohlendioxid, Methan, Distickstoffoxid, Schwefelhexafluorid und weiteren Treibhausgasen fallen in diese Kategorie. Alle diese chemischen Verbindungen werden als außerordentlich schädlich für die Umwelt eingestuft. Ihre Auswirkungen und ihre übermäßige Produktion werden als einer der größten klimaschädigenden Faktoren angesehen.
Kohlenstoff-Fußabdruck – Rechtsvorschriften
Die Verpflichtung, ihren CO2-Fußabdruck deutlich zu verringern, ist für Unternehmen zur Realität geworden. Mit der Vorlage der Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (Corporate Sustainability Reporting Directive, kurz CSRD), die von der Europäischen Kommission im Jahr 2021 verabschiedet worden ist, stehen die in der Europäischen Union tätigen Unternehmen vor einer großen Herausforderung. Sie verpflichtet öffentliche und private Unternehmen nämlich zur Berichterstattung über ESG (Environmental, Social and Corporate Governance), also über nichtfinanzielle Faktoren, die sich hauptsächlich auf die Bereiche Umweltschutz, soziale Verantwortung und Unternehmensführung beziehen. Die neue Richtlinie soll 2024 in Kraft treten und betrifft unter anderem Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten und solche, deren Wertpapiere an reglementierten Märkten in der EU notiert sind (ausgenommen sind vorerst noch Kleinstunternehmen). Es wird davon ausgegangen, dass die Richtlinie im Laufe der Zeit für noch mehr Unternehmen gelten wird und dann auch Unternehmen mit mehr als 10 Beschäftigten betroffen sein werden.
Die neuen EU-Vorschriften sollen die Unternehmen dazu veranlassen, Maßnahmen und Praktiken einzuführen, die der Umwelt dienen. Sie zielen darauf ab, anhand von Berichten beispielsweise die von einer Organisation produzierte CO2-Menge, die von ihr verursachten Abfälle oder die vom Unternehmen ergriffenen umweltfreundlichen Initiativen zu kontrollieren. Dies stellt eine potentielle Herausforderung dar, wenn es darum geht, die IT-Systeme der Unternehmen darauf vorzubereiten, über die erzeugten CO2-Emissionen zu berichten, betriebliche Maßnahmen zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks zu ergreifen und die Fortschritte bei der Erreichung dieser Ziele zu überwachen.
CO2-Emissionen im IT-Betrieb
Es ist allgemein bekannt, dass Heizkraftwerke, große Fabriken oder Verarbeitungsbetriebe erhebliche Mengen an CO2 produzieren. Es wird jedoch immer noch zu wenig darüber gesprochen, dass auch Betriebsbereiche, die nicht direkt mit der Produktion zu tun haben, einen großen CO2-Fußabdruck hinterlassen, wie zum Beispiel die IT-Tätigkeiten.
IT-Prozesse sind ohne Nutzung elektronischer Geräte, mobiler Geräte, des Internets und damit auch des elektrischen Stroms nicht möglich. Jährlich stoßen Kraftwerke weltweit etwa 10 Milliarden Tonnen Kohlendioxid aus. Allein die Datenbanken verbrauchen 2-3 % des weltweiten Energiebedarfs. Und die COVID-19-Pandemie hat diese Zahlen noch deutlich in die Höhe getrieben. Die Datenspeicherung ist nicht die einzige Ursache für den CO2-Ausstoß in der IT-Branche. Eine weitere ist die Herstellung der in diesem Sektor genutzten Geräte. Und dabei sprechen wir von einem Zeitpunkt, zu dem das Recycling von Elektrogeräten im Vergleich zur Menge des Elektroschrotts verschwindend gering ist, wodurch eine Nachhaltigkeit nicht mehr gegeben ist. Einem Statista-Bericht zufolge werden weltweit jährlich rund 50 Millionen Tonnen Elektroschrott erfasst. Im Vergleich zu 2014 ist dies ein Anstieg von 16,4 %. Und diese Zahl steigt weiter an. Die große Mehrheit der Unternehmen, nämlich 89 %, recycelt weniger als 10 % ihrer für die Arbeit genutzten elektronischen Geräte.
Das Versäumnis der IT-Unternehmen, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern, ist nicht etwa auf mangelnden Ehrgeiz ihrer Mitarbeiter zurückzuführen. Es handelt sich vielmehr um ein komplexeres Problem, das oft aus einem Mangel an Alternativen zu bewährten Arbeitsmitteln oder einem fehlenden Bewusstsein für diese Alternativen resultiert.
Wie können Unternehmen besser eine unnötig hohe CO2-Produktion in den Griff bekommen?
Es gibt tatsächlich zahlreiche Möglichkeiten, den Energieverbrauch eines Unternehmens zu senken. Neben umweltfreundlichen Verpackungen von Produkten, der Optimierung von Liefermethoden und der Entscheidung für elektrische Lieferfahrzeuge suchen Unternehmen auch nach globalen IT-Lösungen, die die Organisation bei ihren Bemühungen um eine Verringerung des CO2-Ausstoßes unterstützen.
Kohlenstoffarme Grundlagen
Um die von einem Unternehmen erzeugte CO2-Menge genauer kontrollieren zu können, sollten auch die Vorstufen eines Produkts, einer Dienstleistung bzw. einer Anwendung analysiert werden. Der Kohlenstoff-Fußabdruck ergibt sich nicht nur aus der Energiemenge, die während der Produktion bzw. des Betriebs anfällt, sondern auch aus derjenigen, die während der Testphase verbraucht wird. Dies ist von grundlegender Bedeutung und hilft den Unternehmen dabei, eine nachhaltige Produktionsumgebung zu schaffen. Business-Intelligence-Tools, die komplexe Berichte zur Überwachung der Produktion und der CO2-Emissionen eines Unternehmens erstellen, wie beispielsweise SAP PaPM, sowie Prognosetools mit „Was-wäre-wenn“-Analysen können hier Abhilfe schaffen.
Kohlenstoffarme Dokumentenflüsse
Der Einsatz von IT-Lösungen, mit denen die Nutzung von Papierformularen überflüssig wird, bietet nicht nur die Möglichkeit, die betrieblichen Abläufe zu beschleunigen und zu automatisieren, sondern auch, die Umweltstandards des Unternehmens zu verbessern. Bei den Kunden von Hicron werden sie am häufigsten im Workflow-Prozess für Rechnungen eingesetzt: Eine elektronisch ausgestellte Rechnung kann automatisch freigegeben werden, wenn die Nummer auf der Rechnung mit der Bestellnummer übereinstimmt, die zuvor von autorisierten Personen akzeptiert worden ist. Eine doppelte Abnahme ähnlicher Dokumente wird so vermieden, was Zeit spart, die sonst für die Verwaltung anfallen würde.
Ein weniger offensichtliches Beispiel ist der Wegfall derjenigen Papierformulare, die während des Prozesses der Fahrzeugannahme bei einem Kunden von Hicron in der Schweiz, einem Fahrzeugimporteur und ‑händler, verwendet worden sind. Alle Informationen über das Fahrzeug, die Schäden und die durchgeführten Reparaturen werden nun auf einem mobilen Gerät erfasst, das mit dem zentralen SAP-System kommuniziert, ohne dass Zeit mit dem Ausfüllen von Formularen und der anschließenden manuellen Übertragung ins System verschwendet werden muss. Die mit einem Zusatzmodul ausgestattete Anwendung ermöglicht es darüber hinaus, den Kunden an mögliche Serviceaktionen für ein bestimmtes Fahrzeugmodell, an Sonderaktionen und Sonderangebote zu erinnern.
Die Cloud als Alternative
Der Einsatz von hochentwickelter und moderner Technologie unterstützt Unternehmen bei ihrem ökologischen Wandel. Lokale Server verbrauchen deutlich mehr Energie. Eine gute Lösung für dieses Problem ist die Verlagerung der lokalen Infrastruktur in die Cloud. Sie bietet praktisch unbegrenzte Möglichkeiten für die Datenspeicherung. Dadurch sind sie auch leichter zugänglich, was wiederum den Arbeitsaufwand für die Suche nach den benötigten Informationen verringert und somit den Energieverbrauch senkt. Darüber hinaus verfügen diejenigen Unternehmen, die ihre Clouds bereitstellen, über hochmoderne Infrastrukturen, die also auch mit energiesparenden Mechanismen ausgestattet sind. Solche hochentwickelten Systeme zur Verringerung des CO2-Ausstoßes bei der Datenübertragung sind in einer lokalen Infrastruktur eigentlich unmöglich zu realisieren.
Reduzierung des Kohlenstoff-Fußabdrucks mit SAP S/4HANA
Die Verlagerung der lokalen Infrastruktur in eine Cloud-Umgebung bietet Unternehmen unzählige Möglichkeiten. Mit hochmodernen, synchronisierten und optimierten Systemen garantieren Cloudlösungen nicht nur ein verbessertes Nutzererlebnis bei der Datennutzung, sondern auch eine so nachhaltig wie mögliche Datenspeicherumgebung. Das RISE-with-SAP-Konzept bietet alle diejenigen Anwendungen, Plattformen, Werkzeuge und Dienste, die für die Geschäftsentwicklung, den Innovationsfortschritt, die bestmögliche Automatisierung und eine vereinfachte Netzwerkanbindung erforderlich sind. Dadurch wird die Einrichtung einer Cloud-Umgebung ermöglicht, die Transparenz und einen möglichst einfachen Zugang zu den Daten gewährleistet.
Die Verlagerung der lokalen Infrastruktur in die SAP-S/4-HANA-Cloud sorgt nicht nur dafür, dass Unternehmen einen effizienten, intelligenten und automatisierten Arbeitsbereich schaffen. Es ist auch eine sichere und effiziente Umgebung, mit der die Nachhaltigkeit des Unternehmens unterstützt wird, indem unter anderem Werkzeuge angeboten werden, die eine Kontrolle und transparente Berichterstattung über alle Emissionsaktivitäten des Unternehmens ermöglichen. Dank der Cloud ist es nicht nur möglich, die Prozesse einer Organisation zu optimieren und ihre Arbeit zu rationalisieren, sondern auch und vor allem, ihren CO2-Fußabdruck tatsächlich zu verringern.
Eine gesündere Umwelt, Kundenvertrauen und Mitarbeitersicherheit
Die Entscheidung, den Kohlenstoff-Fußabdruck zu verringern, ist auch ein Weg, das Vertrauen der Kunden auszubauen. Eine offizielle Veröffentlichung von Informationen über die Verringerung des CO2-Fußabdrucks, das Recycling von Altgeräten, den Austausch von Geräten durch recycelte Geräte, die Verwendung umweltfreundlicher Transportmittel und die Durchführung von Lieferungen auf die nachhaltigste Art und Weise – all diese Maßnahmen sind es wert, vorangetrieben und verbreitet zu werden, da sie von der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen werden. Im Einklang mit den Trends der sozialen Verantwortung von Unternehmen tragen umweltfreundliche Aktivitäten zur Verringerung der Kundenfluktuation bei und helfen den Unternehmen dabei, ein gutes Image zu pflegen. Indem sie ihr Publikum über den Kohlendioxidausstoß des Unternehmens, aber auch über alle weiteren Aktivitäten zur Verringerung dieses Ausstoßes oder zur Verbesserung des Zustands der Umwelt informieren, bauen Unternehmen ihr Gesamtbild als verantwortlich, engagiert und vertrauenswürdig auf. Das Engagement eines Unternehmens für eine grüne Transformation trägt dazu bei, die Kundenzufriedenheit und die Markentreue zu stärken.
Unternehmen, die sich für eine grüne Transformation einsetzen, sind auch relativ attraktive Arbeitsplätze. Ihr Engagement trägt auch dazu bei, dass die Mitarbeiter ein Gefühl für den tieferen Sinn ihrer Arbeit entwickeln, was sie länger im Unternehmen hält und ihre berufliche Entwicklung, aber auch die Entwicklung des Unternehmens selbst fördert.