Takata im Visier
Die größte und zeitintensivste Rückrufaktion der Welt betrifft den Austausch von defekten Takata-Airbags. Sie wurden in über 100 Millionen Fahrzeugen von 24 Marken weltweit eingebaut, darunter Mazda, Subaru, Honda, Volkswagen, Ford, Ferrari und Toyota. Bei einer Kollision können die Airbags explodieren, woraufhin Metallsplitter herumfliegen, was schwere Verletzungen bis hin zum Tod verursacht. Die Maßnahme begann 2016 und soll mit Unterstützung von Regierungen der betroffenen Länder mindestens bis Ende 2019 andauern. So berichtet beispielsweise die ACCC (The Australian Competition and Consumer Commission), dass sie schwere Strafen (bis zu 1,1 Millionen Dollar pro Fall) für Marken verhängen wird, die den Austausch von 100 % der Airbags in ihren Fahrzeugen nicht bis Ende 2020 nachweisen können.
„Mit dem Problem der defekten Airbags von Takata hatten wir es bei einem unserer australischen Kunden im Jahr 2017 zu tun, der den Austausch bei fast 300.000 Fahrzeugen durchführen musste. Unter Berücksichtigung der technologischen Ressourcen des Kunden haben wir die Hicron Recall App entwickelt, die es dem Kunden ermöglicht, die Airbags um ein Vielfaches schneller und zugleich genauer zu ersetzen“, sagt Janusz Wawrzyniak, Lösungsarchitekt im Team Automotive und Logistik bei Hicron.
Abhilfemaßnahmen – mit welchen Verbesserungen?
Wenn ein Mechaniker den notwendigen Austausch auf herkömmliche Weise durchführt, notiert er auf dem entsprechenden Formular die Fahrgestellnummer und die Seriennummer des defekten Teils, auf deren Grundlage das Fahrzeug zum Austausch berechtigt ist, sowie die Daten des neuen Teils. Diesem Formular liegen Fotos von der Reparaturmaßnahme bei. Nach dem Austausch kann der Fahrzeughalter zwar wieder auf der Straße fahren, doch handelt es sich dabei noch lange nicht um das Ende des Prozesses. Der Systemadministrator auf Seiten des Vertragshändlers stellt bei seinem Partner, also dem Importeur, einen Antrag, bei dem er den Prozess beschreibt, indem er alle im Formular enthaltenen Daten abschreibt und die Fotodokumentation beifügt. Auf der Grundlage eines solchen Dokuments in Schriftform erstattet der Importeur dem Servicezentrum die Reparatur oder den Austausch. Zu jeder Phase des Prozesses besteht die Möglichkeit, einen Fehler zu machen, falsche Fotos beizufügen, die falsche Seriennummer oder Fahrgestellnummer zu übertragen – all dies verlängert den Austauschprozess und verursacht zusätzliche Kosten. Und Tausende von Fahrern stehen bereits in der Schlange …
Unser Kunde, ausgestattet mit der Hicron Recall App, verwendet keine Papierformulare und muss dies auch nicht mehr tun. Alle Informationen und Fotos werden direkt in der systemintegrierten Anwendung gespeichert. Wichtig ist dabei, dass die Möglichkeit besteht, die Fahrgestellnummer und die Seriennummer des Teils auch zu scannen oder manuell einzugeben, so dass eine Systemabfrage auch im Falle einer falschen Nummer erfolgen kann. Der Administrator verwendet bei der Beantragung der Abrechnung von Reparaturkosten beim Importeur die in der Anwendung vorhandenen Daten. Es ist dabei nicht notwendig, sie manuell zu übertragen, auf ihre Richtigkeit zu überprüfen und Fotos zu kontrollieren.
Eine große Herausforderung
Beim Fall von Takata handelt es sich nicht um einen Einzelfall. Zwischen 2009 und 2010 wurden bei mehr als 9 Millionen Toyota-Fahrzeugen eine Fehlfunktion aufgrund einer Blockade des Gaspedals festgestellt – die notwendigen Reparaturmaßnahmen kosteten insgesamt mehr als 5 Milliarden Dollar. 1980 schalteten Ford-Fahrzeuge mit Automatikgetriebe spontan vom Park- in den Rückwärtsgang um, die daraufhin folgende Reparaturaktion führte zu einem Verlust von 1,7 Milliarden US-Dollar. 1996 kostete der Austausch der Zündung bei rund 14 Millionen Fahrzeugen die Marke Ford 200 Millionen US-Dollar. Wenige Monate später wurde in Fahrzeugen der gleichen Marke ein weiteres defektes Teil der Elektronik entdeckt, das einen Brand verursachen könnte – der Austausch gegen das Ersatzteil kostete 280 Millionen Dollar.
Eine schwerwiegendere Rückrufaktion in den letzten Jahren war die Reparatur von Motoren in den entsprechenden Fahrzeugen von Volkswagen, Skoda, Audi und Seat infolge des Abgasskandals. Die Maßnahme betraf weltweit rund 11 Millionen Fahrzeuge (8,5 Millionen in Europa, allein 2,4 Millionen in Deutschland), und es wird vermutet, dass die Zahl der von der Maßnahme erfassten Fahrzeuge sogar geringer ist als die Zahl der Fahrzeuge mit einem tatsächlich defekten Motor. In Polen wurden nur etwa 40 % der Autos aus dem Volkswagen-Konzern, die mit eben der Software ausgestattet sind, die die Ergebnisse der Abgasemission manipuliert, zur Serviceaktion gemeldet, so der Leiter der Genehmigungsabteilung für Fahrzeuge der Technischen Transportaufsicht, Artur Marciniszyn.