Gehen wir zunächst 20 Jahre zurück, als noch niemand die Coronavirus-Pandemie vorausgesagt hatte. Wie mir Anton Thynell von der Stanford University erzählte, arbeitet ein Forscherteam seit mehr als zwei Jahrzehnten an Folding@home, einem dezentralisierten vernetzten Computerprojekt, das die Leistung von Computern für wissenschaftliche Forschungen zur Entwicklung von Heilmitteln für schwere Krebserkrankungen (unter anderem auch Brust- und Nierenkrebs), Viruserkrankungen (wie Hepatitis oder das Zika-Virus) und neurologische Erkrankungen (wie Alzheimer, Huntington oder Parkinson) nutzt.
In diesem Jahr entschied sich das Team für ein naheliegendes Forschungsobjekt – die Analyse der Strukturdynamik des SARS-CoV-2-Virusproteins. Dadurch hat die Plattform stark an Popularität gewonnen und viele Menschen und Unternehmen haben beschlossen, die Forscher bei der Entwicklung des erforderlichen Impfstoffs zu unterstützen. Folding@home umfasst mehrere CPU- und GPU-basierte Simulationen, um die Dynamik und die Eigenschaften der COVID-19-Proteine zu analysieren. Wenn alles gut geht, wird Folding@home auch Erkenntnisse darüber liefern, wie Medikamente das Virus beeinflussen können, was also zu Behandlungsmöglichkeiten führen wird.
Wie sieht das in der Praxis aus? Anton Thynell beschreibt die Arbeit von Wissenschaftlern der Großforschung wie folgt: „Wir studieren Proteine so, wie man ein Fußballspiel beobachtet. Wir sehen uns an, wie die Proteine zu Beginn des Spiels aussehen, wie die Ausgangsposition der „Spieler“ ist und wie sie sich verhalten. Unsere Simulationen zeigen die Faltung (Engl.: fold) und Entfaltung (Engl.: unfold) eines Proteins.“
TECHelden in Aktion!
Um dies zu ermöglichen, fließt Rechenleistung von Privatcomputern und Servern aus der ganzen Welt ein. Folding@home bricht Leistungsrekorde – die Gesamtleistung des Projekts übertrifft nach neuesten Statistiken die aggregierte Rechenleistung der 500 leistungsstärksten Supercomputer der Welt – das Projekt hat eine Rechenleistung von etwa 2,4 Exaflops erreicht (das heißt, es kann etwa 2.400.000.000.000.000.000 Gleitkommaoperationen pro Sekunde durchführen).
Auch polnische Unternehmen beteiligten sich aktiv an der Kampagne, indem sie als Teil von Polen gegen Covid-19 und der Challenge BohaTECH (TECHelden) tätig waren.